michaonline

the web starts here…

AVD: Jeder Tropfen zählt

| 2 Kommentare

Der AVD meldet am Freitag, dass nach einer Veränderung des deutschen Eichrechts (was die Umsetzung der EU-Richtlinie 2004/22/EG ist, die ab 30. Oktober 2006 in Kraft treten soll) Zapfsäulen an den Tankstellen entsprechend ungenauer eingestellt sein dürfen:

avd.de: Jeder Tropfen zählt

Etwas übertrieben finde ich allerdings, dass man jetzt sagt, der Kunde wird „betrogen“ oder n-tv berichtet gar von „Beschiss an der Tanke„. Es ist zwar ärgerlich, dennoch ist es – so es denn Gesetz wird – eben ja gerade kein Beschiss… sondern eine offiziell zulässige Toleranz: Müssen nach derzeit gültigen deutschen Recht von 100 getankten Litern auch wirklich 99,8 Liter im Tank landen, so darf die Abweichung auf 100 Litern nach der neuen EU-Richtlinie ein ganzer Liter betragen.

Dass diese Regelung von den Tankstellenbetreibern zu ihren Gunsten ausgenutzt werden könnte, liegt ja einfach mal in der Natur der Sache, jeder versucht ja eine gesetzliche Regelung immer zu seinen Gunsten zu nutzen.

Jetzt rechne ich mal durch: Ich tanke zur Zeit im Monat ca. 60 Liter Super, das wären dann 60 x 12 ergibt 720 Liter im Jahr. Bei 0,2% Toleranz (sollte sie denn wirklich zu Gunsten der Tankstelle eingestellt sein) hätte ich dann also tatsächlich nur 718,56 Liter getankt, muss also genau 1,44 Liter mehr bezahlen, als ich tatsächlich bekommen habe. Bei einem aktuellen Preis von sagen wir mal 1,25 EUR / Liter Super kostet mich das im Jahr also 1,80 EUR… Nach der neuen Regelung muss ich natürlich anders rechnen: Ich muss also davon ausgehen, dass ich 718,56 wirklich benötige, und dann die mögliche Toleranz drauf rechnen: also sind 718,56 Liter 99% von den nach der neuen Richtlinie zu tankenden Menge: Mit anderen Worten, ich müsste also 725,82 Liter tanken, um wieder genau soviel im Tank zu haben, wie vorher. Und wieder muss man davon ausgehen, dass die Tanksäule voll und ganz zu meinen Ungunsten eingestellt ist.

Also habe ich am Ende 7,26 Liter im Jahr mehr bezahlen müssen, um die gleiche Menge Sprit im Tank zu haben. Das wären dann – bei 1,25 EUR / Liter – ganze 9,08 EUR, die ich im Jahr drauf zahlen müsste… Ich werde es überleben, da wird man an anderer Stelle sicher mehr „beschissen“ – es stellt sich doch eher die Frage: Sollte man wirklich das Eichrecht lockern, wobei wir ja alle wissen: unsere Tanksäulen können es genauer! Ich wäre ja dafür, wenn Wenn es eine solche Lockerung gebe, wäre ich für folgendes: Die Tankstellen sollten gerade nicht mitmachen und mit der Aussage „unsere Säulen sind nach alter deutscher Norm geeicht“ werben. Würde beim Kunden dann sicher einen weniger betrügerischen Eindruck hinterlassen, obwohl es ja – wie schon festgestellt – eigentlich gar kein Betrug ist…

Allerdings: Das Problem betrifft jedoch nicht nur die Messgeräte an den Tankstellen, sondern eben auch Gaszähler, Wasserzähler, Taxameter und, und, und…

Technorati Tags: , , ,

2 Kommentare

  1. Dazu noch ein paar Fakten:
    Die Mineralöl-Industrie kann in Deutschland unter Ausnutzung der geweiteten Toleranz deutlich über 500 Mio. EUR im Jahr mehr einnehmen. Geschenkt von uns allen. Ohne Gegenleistung. Bitteschön.
    Die Weitung der Toleranz betrifft übrigens nicht nur den Sprit fürs Auto, sondern auch z.B. Heizöl.
    Für mich persönlich sind das insgesamt pro Jahr Kosten von ca. 100 EUR zusätzlich. Ich frage mich für was… Die arme Mineralölwirtschaft? Die EU? Das höhere Ziel im Leben? Aber was solls. Ich könnte es ja locker an anderer Stelle einsparen. Vielleicht das jährliche Hochzeitstags-Essen mit meiner Frau? Nein, dann doch lieber das Geburtstagsgeschenk für meine Tochter.

  2. Klar, natürlich, stimmt, und es ist ärgerlich, daß man da ohne Mehrwert einfach mal den Mineralölkonzernen Geld in die Tasche schiebt. Geld, daß man dann woanders nicht mehr zur verfügung hat. Aber würde das nicht jeder ausnutzen, wenn einem per Gesetz die Möglichkeit dazu gegebn wird? Ganz ehrlich, wenn es einen Trick gibt, den man kennt, und mit dem man im Jahr ein paar Eur Steuern sparen kann… dann wendet man den auch an…

    Das Problem sind hier nicht die Mineralölkonzerne (die sich logischer Weise – zurecht – auf Grund der Änderung der Toleranz freuen dürften), das Problem ist hier offensichtlich die europäische Politik, die einfach mal so eben eine nicht zeitgemäße Richtlinie verabschiedet… das ist ja offenbar schon 2004 passiert, und ehrlich gesagt, bis jetzt hat es noch niemanden „gejuckt“ – erst jetzt wo’s ernst wird, werden die Medien drauf aufmerksam…

    Das eine solche gelockerte Toleranz nicht benötigt wird, beweist ja die tatsache, daß die Zapfsäulen eben heute wesentlich genauer geeicht sein müssen!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.